? Archiv der Bad Homburger Volksbühne

Die Ratten

Titel Die Ratten
Autor/en Gerhard Hauptmann
Regisseur Robert Seibert
Termine 20.07.1955 - Kurtheater Bad Homburg

Kurzinhalt

eitdem die Putzfrau Henriette John ihren kleinen Sohn Adelbert, der, in ärmliche und unhygienische Verhältnisse geboren, an Brechdurchfall erkrankte, bereits im Alter von acht Tagen verloren hat, wünscht sie sich nichts sehnlicher als ein zweites Baby. Als drei Jahre darauf das Dienstmädchen Pauline Piperkarcka ein uneheliches Kind erwartet und sich deswegen umbringen will, beruhigt Frau John die werdende Mutter, indem sie ihr das Baby für „einhundertdreiundzwanzig Mark“ abkauft und später vor aller Welt, auch vor ihrem auswärts als Maurerpolier arbeitenden Mann, als ihr eigenes ausgibt. Pauline jedoch bereut das „Geschäft“ bald, denn sie fürchtet, die Behörden könnten den Schwindel aufdecken. Sie meldet ihr Kind auf dem Standesamt an und nennt Frau John als Pflegemutter. Als Frau John, mit dieser Information konfrontiert, den Verlust „ihres“ Kindes befürchtet, versucht sie, Pauline zu betrügen, indem sie ihr das todgeweihte Baby der Morphinistin Knobbe unterschiebt. Frau Johns gewalttätiger Bruder Bruno soll Pauline einschüchtern und davon abhalten, über den „Handel“ zu reden, tötet diese jedoch, als sie sich gegen ihn zur Wehr setzen will. Frau John verstrickt sich in ein Netz von Lügen und muss schließlich ihrem Mann die Wahrheit gestehen. Dieser fühlt sich in seiner Ehre gekränkt und will seine Frau sofort verlassen, obwohl nicht zuletzt er es war, der sich immer ein zweites Kind gewünscht hatte und den seine Frau deshalb nicht enttäuschen wollte. Als die Polizei erscheint und das Kind beschlagnahmt, erkennt Frau John die Aussichtslosigkeit ihrer Lage und stürzt sich aus dem Fenster: „Erst jetzt hat das Kind seine Mutter verloren“, ist eine „von aller Welt verlassene Waise geworden“ und wird „zugrunde gehen“ wie so viele andere seines Milieus. Parallel zu dieser „proletarischen“ Muttertragödie, die Motive des Brechtschen Lehrstücks Der Kaukasische Kreidekreis vorwegnimmt, verläuft ein entgegengesetzter, satirisch überspitzter „bürgerlicher“ Handlungsstrang. Dessen Komödienszenen sind zwar dramaturgisch zweitrangig, komplettieren jedoch das Zeitbild des wilhelminischen Berliner Milieus, das Hauptmann sozialkritisch durchleuchtet, indem er die existentiellen Ängste des Kleinbürgertums den ästhetisch verklärten Ansprüchen der Bourgeoisie gegenüberstellt. Der selbstherrliche und scheinheilige Theaterdirektor Hassenreuter hat im von „Ungeziefer und Ratten“ heimgesuchten Dachgeschoss des von Frau John und ihrem Mann bewohnten Mietshauses seinen Theaterfundus untergebracht, wo er einigen Schauspielschülern das Pathos und die hohe Moral des Schillerschen Idealismus predigt, während er sich gleichzeitig mit Alice, einer seiner Elevinnen, vergnügt.

Schauspieler

Rolle Darsteller
Harro Hassenreuter, ehemaliger TheaterdirektorHans Kollmer
seine FrauTheodosia v. Kaulbars
Walburga, seine TochterIngrid M. Marzkewitz
Spitta, PastorHerbert Beschorner
Erich Spitta, sein Sohn, Kandidt der TheologieHelmut Gundrum
Alice Rütterbusch, SchauspielerinMarlene Budde
Käferstein, Schüler HassenreutersDieter Rink
Dr. Kegel, Schüler HassenreutersHeinz Knaab
John, MaurerpolierGeorg Kokott
Frau JohnMaria Over-Frank
Bruno Mechelke, ihr BruderHans Rüter
Pauline Piperkarcka, DienstmädchenEllen Bodin
Frau Sidonie KnobbeLore Nacke
Selma, ihre TochterUschi Steckel
Quaquaro, HausmeisterHans Schöps
Frau KielbackeGrete Jakob-Miosge
Schierke, SchutzmannKurt Papenguth
und: ...zwei Säuglinge

Mitwirkende

Bühnenbild Hans Schöps
Licht H.Rooch
Maske Emil Henning

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